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Ich mag Content-Management-Systeme. Seit ich mit dem Internet zu tun habe, teste ich immer wieder neue Software, die mir in dem Bereich über den Weg läuft. Mein HomeServer sieht auch dementsprechend danach aus. Unzählige Datenbanken und unzählige Ordner in htdocs lassen die Übersicht immer mehr dahinschwinden. Auch Forensysteme interessieren mich sehr. So habe ich über die Zeit hin einige, wenn nicht sogar fast alle Forensysteme testen können. Angefangen bei den alten Siteboard-Foren, über OpenSource-Lösungen bis zu kommerziellen Systemen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Ein Forensystem fand ich damals schon in der Version zwei ein absolutes Chaos, was in Version drei auch nicht wirklich anders ist: Ich meine damit das phpBB-Forensystem. Auf dieses möchte ich aus aktuellem Anlass etwas näher eingehen.
phpBB2
Damals, als phpBB noch in Version zwei vorlag, war die Administration für Laien eine absolute Katastrophe. Berechtigungen mussten für jeden Bereich, für jede Kategorie extra vergeben werden, die Plugin-Installation war nur was für Experten. Styles hingegen konnten einfach installiert werden, aber darüber hinaus … vergiss es. Auch damals war phpBB2 schon ein Vorreiter in Sachen Forensysteme. Der Grund? Nun, es gab damals so gut wie fast kein anderes Forensystem, was mit dem phpBB mithalten konnte. Klar gab es Alternativen, allerdings immer nur mit Einschränkungen im Funktionsumfang. Wir reden hier immerhin von einer Software, die man frei auf einem eigenen Server installieren konnte, dass dazu noch in einem optisch ansprechenden Rahmen. Man bedenke, dass die ganzen Forensysteme einige Jahre ihr Aussehen behalten haben. Eckig, recht trostlos und einfach … „hässlich“. phpBB hat mit seinem Standard-Style damals schon ein kleines „Wow!“ bei vielen Anwendern ausgelöst. Auch in Sachen Administration hatte die kostenlose Software einiges zu bieten, was größtenteils damals eben nur in kostenpflichtigen Systemen zu haben war. Schnell entwickelte sich eine Community um phpBB – warum auch nicht, schließlich gab es sonst nichts vergleichbares. Für die Forensystem-Hoster begannen damit düstere Zeiten …
phpBB3
Das Forum der phpBB-Community brodelte, weil der Release der Version drei bevor stand. Am 03. Juli 2009 war es dann endlich soweit: phpBB3 wurde offiziell veröffentlicht. Da ich damals auch schon ein phpBB2 nutze und im Produktiveinsatz hatte, hoffte ich natürlich, dass die Entwickler die furchtbare Administration endlich überarbeitet hätten. Ich kann mich noch daran erinnern, dass man gleich nach Veröffentlichung vom eigenen System aufgefordert wurde, von phpbb2 auf phpBB3 umzusteigen. Das ging auch recht unkompliziert mittels internem Updater.
Nach dem Update kam die große Enttäuschung: Man hat zwar an der Administrationsoberfläche gearbeitet, allerdings nicht wirklich im positiven Sinne. Man arbeitete nun mit Rechten, die vererbt werden. An sich nichts Negatives – im Gegenteil, allerdings hat man einen großen Fehler gemacht: Man hat diverse Möglichkeiten, diese Gruppen, für die die Rechte gelten, zu bearbeiten. Das gleiche gilt auch für die Forenberechtigungen. Nun hieß es „Fröhliches Suchen!“, denn nur über das richtige Menü konnte man die Optionen setzen.
Pro und Kontra
Das Berechtigungschaos ist nur ein Beispiel. Auch z. B. die Userverwaltung kann man in die Tonne kloppen, dazu aber später mehr. Da ich, wie bereits erwähnt, einige Zeit die phpBB-Forensoftware im Einsatz hatte, sind mir mit der Zeit auch andere Dinge aufgefallen, die (massiv) stören, wenn man ein System haben möchte, dass funktionieren soll – ohne Ärger.
Klar, ein positiver Aspekt der Forensoftware ist, dass phpBB kostenlos zu haben ist; doch das sind andere Systeme auch. Zum anderen bietet es natürlich einige Funktionen – ob man die für ein normales Forensystem braucht ist eine andere Sache.
Es gibt aber auch leider zu viele negative Punkte, an denen gearbeitet werden müsste. Das betrifft zum Beispiel die Entwicklung der Software. Man kann beobachten, dass seit phpBB3 bis heute, das sind zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels hier knapp vier Jahre, keine einzige Weiterentwicklung stattfand. Ja, es kamen diverse Updates raus, dies waren allerdings alles mehr oder weniger Sicherheitspatches und keine Verbesserungen oder Optimierungen am System selbst.
Ein nächstes Kriterium ist für mich die elend langsame Datenbankabfrage, sobald das Forum ein paar Beiträge bekommen hat. Je mehr das genutzt wird, desto langsamer wird das Ding. Irgendwann sitzt man davor und frägt sich, was man da eigentlich macht. Man arbeitet mit einem System, dass sich als Forensystem ausgibt, aber keinerlei Optimierung auf den Verwendungszweck erfahren hat. Beim besten Willen, da sind andere Systeme bei weitem Effektiver als dieses „Forensystem“. Vielleicht bin ich damit auch einer der wenigen, denen das stört. Ich weiß ja nicht, wie andere dazu eingestellt sind, aber mit einem langsamen System will und kann ich nicht arbeiten.
Die Userverwaltung … ich weiß gar nicht, wie man das richtig für jemanden erklären soll, der nicht weiß, wie das System aufgebaut ist. Man kann sich einen User des Forums heraussuchen und ihm dann auch wieder z. b. separate Rechte geben. Dabei muss man allerdings schon aufpassen, dass das nicht im Konflikt mit den Gruppenberechtigungen steht. Was dann mehr zählt, sprich welche Berechtigungen zutreffen, habe ich nie wirklich verstanden. Naja … lassen wir das. Vielleicht bin ich auch nur der einzige, der dieses System etwas … verwirrend findet, aber es geht definitiv besser, so etwas umzusetzen.
Das nächste „dicke Ding“ sind die Plugins. Hier ist es ähnlich wie mit dem kommerziellen vBulletin. Jedes Plugin muss einzeln eingebaut werden. Der Plugin-Code muss in den Code der Forendateien implementiert werden. Mag für einige kein Problem sein, aber für Laien … man kann es sich denken. Das war damals unter Version zwei schon ein Übel; Version drei hat es nicht unbedingt besser gemacht. Zudem kommt die Anzahl der Sicherheitspatches hinzu. Aufgrund der OpenSource-Sache hat nun mal jeder Einsicht in den Code; Schwachstellen werden erkannt und gerne mal ausgenutzt.
„Tja, das ist aber überall bei OpenSource-Projekten der Fall.“ Richtig. Ist es auch. Das ist ja auch das große Problem. Ich will damit aber nicht sagen, dass OpenSource schlecht ist – im Gegenteil! Aber warum wird wohl WordPress, Joomla oder phpBB so oft gehackt oder ist Ziel von Hackerangriffen? Aufgrund der hohen Einsatzanzahl der Systeme. Wer da nicht sofort den neuesten Sicherheitspatch aufspielt und sich darum kümmert, dass auch alle Plugins aktuell bleiben, läuft große Gefahr, gehackt zu werden. In Verbindung mit den Updates muss man nachträglich wieder nach seinen in den Code eingebauten Plugins schauen, ob diese denn auch noch wirklich funktionieren. Ich weiß nicht, wie das bei vBulletin ist, aber dieser ganze Aufwand bei jedem Update wäre es mir nicht wert. Bisher waren es zehn Sicherheitsupdates an der Zahl seit dem Release von phpBB3.
Dann spielt natürlich auch die Bedienbarkeit eine große Rolle; schließlich muss/möchte/sollte man mit dem System arbeiten. Das hat sich in meinen Augen mit Version drei eher verschlechtert als verbessert. Klar gibt es einige designtechnische Neuerungen, die auch recht gut und schön sind, aber die Benutzung ansich gefällt mir gar nicht mehr. Für alles gibt es Bestätigungen (egal ob Frontend oder Backend), die Bedienung „fühlt“ sich recht klobig und sperrig an und der Editor ist auch nicht mehr wirklich zeitgemäß. So etwas mag wirklich eine Frage des Geschmacks sein, aber phpBB ist für mich keine „Forensoftware“ in eigentlichen Sinne. Es ist eine Pseudo-Forensoftware.
Falls man dann noch phpBB in seine Hauptseite einbinden möchte, könnte man auf eine API zurückgreifen. Naja, die Betonung liegt auf „könnte“. Es ist zwar möglich, aber der Arbeitsaufwand dafür muss, einigen Foreneinträgen auf diversen Seiten zufolge, ebenfalls katastrophal sein. Hier könnte man doch eigentlich auf eine starke Community zurückgreifen. Aber nein, das geht auch nicht wirklich. Diese „Community“ besteht hauptsächlich aus Leuten, die recht sinnlos irgendwelchen Code auf Fragen antworten oder recht inkompetente Antworten geben, die man sich auch so hätte zusammenreimen können. Antworten wie „Ist nicht schwer …“ oder „Wenn Du das nicht kannst bist Du hier falsch …“ sind nicht selten, wenn es um technischen (Klein-)Kram geht. Was den Offtopic angeht, so hat man fast die Vermutung, eine ganz andere „Community“ vor sich zu haben – das genaue Gegenteil nämlich.
Wie auch immer. Die Dokumentation der Forenfunktionen lässt zu Wünschen übrig, was auch die recht hohen Support-Anfragen im phpBB-Forum erklärt.
Zu guter Letzt …
… ein Ratschlag und eine (weitere) Meinung zu meinem sowieso schon recht subjektiven Artikel. Ich kann nur jedem Raten, KEIN phpBB einzusetzen. Der Ärger potenziert sich mit der Zeit und kommt am Ende zu einem Entschluss, den man hätte vermeiden können. Es gibt genügend anderweitige Alternativen wie z. B. MyBB (MyBB-DE) oder SMF, die diese negativen Punkte von phpBB um einiges besser umgesetzt haben. Für kleinere Projekte würde sich sogar ein WBB-Lite eigenen, weil hier der große Vorteil der Einfachheit gegeben ist. WBB-Lite ist der „kleine“ Bruder vom kommerziellen WBB3 und bietet trotz kostenloser Version einige Vorteile, die für ein einfaches Forensystem völlig ausreichen. Auch das große Angebot an Plugins kann ganz einfach über Pakete installiert werden – kein rumgemache im Code. Aber auch MyBB ist sehr zu empfehlen. 2008, 2010, 2011, und 2012 wurde übrigens MyBB zur beliebtesten Forensoftware im kostenlosen Bereich. 2009 bekam diesen Titel auch das SMF.
Ich habe über die letzten Jahre hinweg die Software von WoltLab ins Herz geschlossen. Einfache Bedienung, riesiges Paket und zudem auch noch eine schöne Aufmachung, selbst in der abgespeckten, kostenlosen Variante. DAS erwartet man auch von einem Forensystem. Den Müll phpBB kann man getrost vergessen. Ich will hier keine aktive Werbung für andere Systeme machen, allerdings dazu animieren, nochmal darüber nachzudenken, ob man sich die Arbeit durch und mit phpBB wirklich antuen möchten … oder darauf verzichtet … . Doch man soll niemals „Nie!“ sagen, weil man meistens doch wieder mit dieser „Software“ arbeiten muss. Wie ich es hasse … .
Was ist also besser? Nun gute Frage. Es gibt viele Alternativen. In meinen Augen machen es diese Alternativsysteme in so gut wie allen Bereichen „besser“ als das phpBB. Einfachere, verständlichere Bedienbarkeit, schnelle Datenverarbeitung und bessere Umsetzung der Definition „Forum“.
Mich würde auch Eure Meinung interessieren? Bin ich da zu kritisch oder könnt Ihr mir (in einigen Punkten) zustimmen? Welche Ansichten habt Ihr so? Welches System würdet Ihr bevorzugen? Auf jeden Fall vielen Dank für’s Lesen ;-)!
1. Mai 2013 um 13:17 Uhr
Du sagst, dass dein ganzer Homeserver mit Datenbanken zugemüllt ist.
Da man zumindest nach den ersten paar Minuten weiß, ob man ein CMS mögen könnte oder nicht, lege ich dir mal meine Liebingsseite in dem Bereich ans Herz:
http://www.opensourcecms.com/
Die haben Demos aller größeren CMS.
1. Mai 2013 um 13:35 Uhr
Hallo Mainboarder,
danke für den Seiten-Tipp. Sieht vielversprechend aus. Werde da bestimmt drauf zurückgreifen. Vielen Dank!
Grüße,
Max
12. Mai 2013 um 13:32 Uhr
Du sprichst mir aus der Seele .. hinzu kommt der absolut katastrophale Service der Sideboard Support Teams und null Info darüber an die Admins, wenn mal wieder nichts läuft oder sie gar überlegen, ein jahrelang bestehendes Foren-System einfach nicht mehr zu warten … die bösen Hacker sind ja immer schuld, schon seit Jahren … grunz …
LG
Renate
15. Juni 2016 um 3:06 Uhr
Was ist mit 3.1 und „Extensions“ statt Plugins?
Einen Nachteil sehe Ich da auch, es gibt jetzt viel weniger Plugins, bzw. „Extensions“.
Z.B. gab es einen Geotopics Mod der das Posten von Beiträgen auf einer Weltkarte statt in Foren erlaubte…..
Wurde leider nicht als Extension fortgesetzt…
Mir ist kein CMS oder Forensystem, von mir aus auch eine Art Geo-Wiki-System etc. bekannt dass so etwas durch Mods, Plugins etc. ermöglicht…..
Was mich an phpBB in der aktuellen Version stört ist dass alles was die Darstellung angeht scheinbar händisch im Code von .html- und .css-Dateien vorgenommen werden muss.
Was wäre daran so schwer Dinge wie Hintergrundfarbe, Hintergrundstruktur, Schriftarten, Schriftgrößen, Schriftfarben, evtl. Symbole (das kleine Symbol vor Foren für neue Beiträge etc.) änderbar wären.
Die Basis kann der „Style“ ja trotzdem vorgeben, man kann aber im System Änderungen vornehmen.
„Soft“, oder „Hart“, wobei „Hart“ die Änderung so vornähme, dass man danach den Style-Ordner mit den Änderungen sichern oder auch weitergeben könnte.
Oder das Site-Logo.
Man muss in einer .css-Datei die Größe der Datei angeben, sonst wird es nicht ganz angezeigt…
Aber auch wenn das Logo exakt der Breite der Seite entspricht (Screenshot und dann pixelgenau abgemessen), wird es nicht zentriert angezeigt.
Jetzt könnte man annehmen es wäre „links“, aber bei gleicher Breite wie das phpBB (evtl. überall 1152 Pixel) ist es tatsächlich zu weit rechts 0_o.
Die Ausrichtung steckt auch irgendwo versteckt in .css- oder .html-Dateien, und man findet keine oder schwer Anleitungen.
Und will man ein Logo über die ganze Breite ziehen (wie ein Banner), ist da rechts oben das Suchfeld. Das ist dann auf dem Logo.
Ideal wäre es darunter, oder wenn man den Seitennamen und Beschreibung weglässt (weil das Logo alles enthält) darüber.
Ein Forensystem so benutzerfreundlich wie WordPress, das wäre es. Download von Plugins im System, Drag&Drop (zumindest nach Intallation von Plugins) von Elementen, der Reihenfolge, Widgets etc..
„Themes“, „Styles“ etc. wären OK, aber man sollte wie oben beschrieben selbst im System Änderungen vornehmen können.
Man kann nicht mal eben die Schriftgröße oder Farbe der Forentitel ändern 0_0 .
Was kann den WBB-Lite nicht, was z.B. phpBB3.1 oder MyBB oder SMF kann?
„Lite“ klingt ja Funktionseingeschränkt. Natürlich nur gegenüber WBB, aber wo steht es gegenüber den Open-Source-Lösungen….?