Eigentlich bin ich nicht die Sorte Mensch, die andere an den Pranger stellt, damit jeder sieht, wie schlecht sie sind oder was sie falsch gemacht haben. Es gibt allerdings dann doch Dinge, die selbst mir mehr als komisch vorkommen – oder so absurd sind, dass man liebend gerne mit dem Finger auf sie zeigt. Diesen Status handeln sich womöglich bald die KVB, die Kölner Verkehrs-Betriebe, ein; die sind momentan auf dem besten Weg dorthin.
Schwarzfahren ist doof!
Ehrliche Arbeit soll auch gerecht entlohnt werden. Daher ist es nur nachvollziehbar, wenn Betreiber von ÖPNV-Angeboten auch dementsprechende Kontrollen durchführen, ob denn auch jeder, der sich getraut mitzufahren, eine Fahrkarte gekauft hat. Gegen Schwarzfahrer habe auch ich etwas. Zum einen schädigen sie damit das potentielle Einkommen des Betreibers, zum anderen finde ich das den anderen Menschen gegenüber unfair, die ein Ticket gelöst haben. Am Ende kann es dazu führen, dass Fahrpreise erhöht werden, oder Angebote eingestellt werden (soweit das möglich ist). Klar, da mag es auch andere Faktoren bei der Fahrpreisgestaltung wie Erhöhung der bspw. Strompreise geben, die lasse ich hier jetzt aber mal außen vor – außerdem haben sie auch nichts mit dem eigentlichen Thema dieses Beitrags zu tun.
Bitte Fahrscheine kaufen!
Nun, die KVB hat am 29. April 2015 auf YouTube ein Video mit dem Titel „Ein Tag im Leben einer KVB-Fahrausweisprüferin“ online gestellt. Dort wird in wenigen Minuten der grobe Ablauf von Angestellten gezeigt, die in Köln die Fahrausweise der Fahrgäste in Bus & Bahn kontrollieren. Ein paar Szenen von Kontrollen werden gezeigt, eine Fahrpreisnacherhebung und die Aussage, dass mit Gewalt bei Fahrscheinkontrollen immer zu rechnen ist, dürfen natürlich auch nicht fehlen. Soweit so gut. Die KVB will mit diesem Video nichts anderes als darauf hinweisen, dass die Fahrgäste auch gefälligst einen Fahrschein zu kaufen haben, wenn sie den ÖPNV nutzen (wollen). Doch genau hier, beim Kontext des Videos, fängt die Absurdität an.
Hey, wir brauchen da ’ne Musik!
Ein Video ohne Musik im Hintergrund ist schlecht – in den meisten Fällen jedenfalls. Deshalb muss man entweder selber an die Musikinstrumente ran, oder man beschafft sich Musik. Bei diesem „Beschaffen von Musik“ stehen einem wiederum auch einige Möglichkeiten offen: Entweder, man sucht sich im Bereich Creative Commons passende Werke unter der Berücksichtigung der CC-Attribute aus, oder man klapptert die Musik-Stores nach passender Musik ab. Die KVB hat wohl Letzteres getan. Vielleicht mag das Unternehmen auch keine Ahnung von alternativen Musiknutzungsmöglichkeiten gehabt haben, jedenfalls scheint ihnen ein Titel aus dem Demo-Pool von audiojungle.net besonder angetan zu haben.
Ach, das tut’s auch. Nimm‘ den einfach!
Wer bei dem Video genau auf die Hintergrundmusik achtet, dem wird in einigen Sekunden Abstand immer wieder eine englische Frauenstimme auffallen, die sehr leise den Namen „audiojungle“ sagt. Immer und immer wieder. Wer sich in der Musik-Szene ein bisschen auskennt, weiß, dass solche Objekte in Lieder gemixt werden, damit nicht jemand herkommt und diesen Demo-Sample einfach mal in ein Produkt einbaut. Das „audiojungle“-Gerede in der Musik ist nichts anderes als ein Copyright-Vermerk. Die KVB hat da einfach mal den Demo-Sample genommen, ohne irgendetwas dafür zu bezahlen. Hätten sie eine Lizenz, wäre da kein „audiojungle“ in der Musik.
KVB – was sollen wir davon halten
Mich betrifft es ja eigentlich nicht. Ich wohne nicht mal in der Nähe von Köln. Dennoch finde ich es sehr dreist, im Video auf die Fahrscheine aufmerksam zu machen, aber gleichzeitig Musik zu verwenden, für die keine Lizenz gekauft wurde. So zusagen wurde die KVB damit beim Schwarzfahren erwischt – und hat sich sogar selbst beim Kontrolleur (ihren Fahrgästen) angezeigt. Das ist einfach nur peinlich und dreist! Ich bin gespannt, ob da ein Statement kommt.
Update
Die KVB hat nun kommentiert, dass es sich in der Produktion des Videos ein Fehler eingeschlichen habe. Natürlich sei für die Musik bezahlt worden, lediglich der Austausch der Musikdateien sei vergessen worden. Warum die KVB das Video dann nicht offline nimmt und es gegen die „richtige“ Fassung austauscht bleibt hingegen weiterhin ein Rätsel.
Update 29.08.2015
Wie mir Markus (der anscheinend von der KVB ist) im Kommentar-Bereich mitteilte, wurde das Video inzwischen gegen eine neuere Version ausgetauscht. Das ursprüngliche Video ist aber weiterhin abrufbar, allerdings nur per Link. Der Artikel wird nicht offline genommen. Immerhin gelten hier bestimmte Rechte; zumindest solange hier noch keine Steinzeit-Verhältnisse wie in manch arabischen Staaten aufziehen. Dafür gibt es Aktualisierungen zum Inhalt des Artikels: Updates.
29. August 2015 um 17:37 Uhr
Inzwischen ist das Video ausgetauscht worden. Den Artikel bitte ofline nehmen.
/Markus (KVB)
29. August 2015 um 20:43 Uhr
Vielen Dank für die Information, Markus. Der Artikel wurde entsprechend aktualisiert.