Schild: München Hbf | [DE] München Hbf | 26.04.2014

Schon oft kam als Ausflugsziel immer wieder das Deutsche Museum in Frage, in der Schule als auch zu Hause. Doch nie hatte es wirklich geklappt. Und so ganz allein wollte ich auch nicht unbedingt in das 120 Kilometer entfernte München. Also schlief das Ausflugsziel Deutsches Museum so langsam wieder ein; bis jetzt. Am 26. April 2014 organisierte jemand vom Rail-Sim.de-Forum ein Treffen in München. Damit kam das Ganze „ins Rollen“.

DB BR294 | Train Simulator (Railworks)Ich habe einen Faible für Simulatoren. Ich traue mich zu behaupten, dass ich recht gut in der Software-Szene Bescheid weiß, was gute und schlechte Simulatoren angeht. Communitys gibt es zu den vielen Simulations-Gruppen auch wie Sand am Meer. Bekannt sein dürfte daher auch das Rail-Sim.de-Forum, dass sich der Eisenbahnsimulation (genauer dem Zug-Simulator Train Simulator 20XX, ehem. Railworks, ehem. Kuju Rail Simulator) verschrieben hat. Das ist Deutschlands und Österreichs größte Community in diesem Bereich. Jedenfalls bin ich dort schon seit einigen Jahren angemeldet, war aber bislang immer der Lesende, habe selten was geschrieben (was vielleicht der etwas in der harrschen Mentalität begründet liegt, aber das ist ein anderes Thema). Ende März habe ich dann einen Thread im Forum entdeckt, in dem ein Treffen in München mit Mueseumsbesuch am 26. April 2014 geplant wurde.

Rein aus Interesse habe ich da mal reingeklickt. „Ich lade euch herzlich zu einem gemeinsamen Museumsbesuch ins Verkehrsmuseum nach München ein.“ Hmm, Verkehrsmuseum … hat mir erst einmal nichts gesagt. Doch ein paar Tage und Beiträge später wurde mir dann klar, dass damit das Deutsche Museum gemeint ist. Ich habe mir dann mal die Zugverbindungen angesehen, denn mit dem Auto hätte das keinen Sinn gehabt. Ich habe schließlich zugesagt. Am Abend des 25. Aprils stand dann fest, wer alles kommt: Vier Leute waren wir inkl. meiner Wenigkeit. Darunter auch Influenzo, der 3D-Modellbauer. Ihm verdanken wir die Präsenz der „alten“ S-Bahnen im Train Simulator (DB BR 420-Steamseite).

Ab nach München

DB BR 440 515-5 & 517-1 regio | [DE] Möhren-Gundelsheim | 13.04.2014Ich entschied mich für den Regional Express nach München, der um 09:20 Uhr am (mehr oder weniger) „heimischen“ Bahnhof abfuhr. Kurz vor elf Uhr war ich dann auch im Münchner Hauptbahnhof angekommen. Für mich war dieses Gewusel, der Geruch und überhaupt die gesamte Atmosphäre des Bahnhofs schon beeindruckend; ich habe sowas schließlich noch nie „in echt“ erlebt. Der Treffpunkt war zwischen elf und zwölf Uhr unter den großen Anzeigetafeln, von dem her hatte ich noch ein wenig Zeit und schaute mich ein bisschen um. Komische Gestalten kamen mir da über den Weg. Irgendwo musste eine Cosplay-Veranstaltung stattfinden, denn zum Teil kamen da ganze Gruppen von Verkleideten Leuten vorbei. Auch viele Dirndl und Lederhosten strömten aus den ankommenden Zügen. Wie ich später erfuhr, fand zu der Zeit das Frühlingsfest auf der Theresienwiese statt, auch das „kleine Oktoberfest“ genannt. Und dann grölte auf einmal jemand ganz hinten am Bahnsteig. Aus einem wurden mehrere und schließlich wurde auch klar, warum die so rumschreiten. Es waren Bayern München-Fans. An diesem 26. April fand das Fußballspiel Bayern München gegen Werder Bremen statt. Die grünen Trikot-Träger machten hingegen keinen Lärm, trotzdem konnte man auch einige von ihnen sehen. Was auch noch auffiel war die überaus starke Präsenz der Polizei. Ich dachte mir, die werden wohl wegen den Fußballfans da sein, aber als dann eine Truppe der Bereitschaftsploizei inkl. Hundeführer vorbeikam und sich vor einem leeren Bahnsteig aufstellte, hatte ich den leisen Verdacht, dass das ein Empfangskomitee für jemanden ist, der per Zug „anreist“. Naja.

Bayerische Zugspitzbahn | AEG Tfz 3 (143474) & 11 (5317) | [DE] Deutsches Museum - Verkehrszentrum | 26.04.2014Wir haben uns schließlich alle gefunden. Mit Influenzo als Letztem im Bunde machten wir uns entlang des Gleisvorfeldes Richtung Hackerbrücke und dann weiter in Richtung Theresienwiese auf. Nach vielleicht 20 Minuten waren wir dann auch schon vor dem Deutschen Museum. Wir meldeten uns an und warteten auf Geheis der Kassiererin auf unseren Führer. Unser Organisator hat es nämlich geschafft, dass wir einen Blick in den Führerstand des ICExperimental (ICE/V) werfen dürfen. Nicht lange dauerte es, bis er dann auch schon ankam und wir sofort in Halle 2 liefen. Halle 2 ist die „Reisehalle“, wenn man das so nennen kann. Da stehen allerlei Gerätschaften rum, die in der Vergangenheit hauptsächlich für (Fern-)Reisen genutzt wurden: Alte Autos, Motorräder, Fahrräder, Kutschen, ein Bus und natürlich auch die Züge.

Der Prototyp

DB BR 410 002, ICE-V (ICExperimental) | [DE] München, Deutsches Verkehrsmuseum | 26.04.2014Da stand er nun, der ICE/V. Daneben eine richtige Schönheit: Die Dampflok S 3/6 von Joseph Anton Maffei. Normalerweise ist der ICE/V verschlossen, andererseits wäre es auch nicht schwer, das Vierkantschloss anderweitig zu öffnen. Es war überraschend eng, gerade so, dass man durchkommt. Der Führerstand hat zwei Sitze, demnach auch Platz für zwei Personen. Mehr würden da auch nicht hineinpassen. Der hintere Teil des Triebkopfes war vollgesteckt mit Maschinen. Auch hier gab es trotz der langen Zeit noch diesen typischen Eisenbahngeruch (der Triebkopf wurde im Jahr 2000 ins Deutsche Museum verfrachtet). Da wir vier Personen waren, mussten wir zwangsweise alle nacheinander in den Führerstand. Alternativ blieben wir auf dem Mittelgang stehen, denn unser Führer hatte auch einiges an Wissen über den ICE/V. Zum Abschluss war dann noch ein Fototermin angestanden. Neben dem ICE/V ist eine Brüstung, auf der man laufen kann. Von dort aus wurden Fotos über das vordere Seitenfenster geschossen. Jeder sahs mal auf dem „Chefsessel“ im Führerstand. Am liebsten wären wir gleich losgefahren 🙂 . Im Anschluss durften wir dann noch das Auf- und Zugehen der Bugklappe beobachten, in der (erst nachträglich) die Kupplung eingebaut ist.

Anscheinend ist es eine Seltenheit, im Deutschen Museum auch andere Triebfahrzeuge als den ICE/V „genauer“ besichtigen zu können. Dort steht nämlich auch eine BR 420, die bekannte Baureihe, in der Vergangenheit überwiegend eingesetzt als Münchner S-Bahn. Dort durften wir laut vorheriger Anfrage unseres Organisators nicht rein. Doch dann, als wir aus dem ICE/V ausgestiegen sind, frägt plötzlich unser Führer, ob wir denn auch die anderen Führerstände anschauen wollten. Damit war bspw. die BR 420, das Rhätisches Krokodil 411 sowie die alte S-Bahnen aus Berlin und die U-Bahn aus München gemeint. Völlig perplex über dieses Angebot konnten wir nur noch grinsen …

Das braune Krokodil

RhB Ge 6/6 I 411 , Rhätische Bahn, Rhätisches Krokodil | [DE] Deutsches Verkehrsmuseum München | 26.04.2014Das braune Rhätische Krokodil 411 war unsere nächste Station. Nach akrobatischen Einlagen (die erste Trittschwelle war um einiges erhöht, weil ja auch das gesamte Fahrzeug erhöht aufgestellt wurde) stand ich zum ersten Mal in einem Führerstand des Krokodils. Auch hier war noch der Eisenbahngeruch vorhanden, wenn auch nicht mehr so intensiv wie im ICE/V. Natürlich durften auch hier keine Fotos fehlen. Also, jeder einzeln im Führerstand, während der andere von Außen fotografierte. Glücklicherweise war das Deutsche Museum so gut wie leer, daher waren kaum Menschen unterwegs. Und wenn dann einer mal vorbei kam, konnte man den Neid schon fast richtig spüren. Auch hier wusste unser Führer wieder einiges und empfahl uns dabei auch das E64-Treffen in Freilassing, dass am 31. Mai 2014 stattfindet. Als nächstes stand der ET 420 002 auf dem „Fahrplan“.

Der ET 420 002

DB BR 420 002-8, Blau/Weiß-Lackierung | [DE] Deutsches Verkehrsmuseum München | 26.04.2014Der Endtriebwagen 420 002 in blau-weißer Lakierung der Müncher S-Bahn stand in Halle 1 am Fenster. Auch hier war wieder eine akrobatische Einlage nötig, um in den Führerstand zu kommen. Ich kannte ihn zwar schon aus dem Zugsimulator, es war aber natürlich etwas ganz anderes, wirklich darin zu stehen und die einzelnen Elemente direkt vor sich zu haben. Und auch die 420 hatte diesen typischen Geruch. Normalerweise kommt hier niemand rein, auch hineinschauen konnte man in der Regel nicht direkt, nur vom Personenraum aus sah man ein paar Dinge vom Führerstand. Nur wir nicht. Wir durften direkt vorne rein. Wieder plauschten wir mit unserem Führer, der, das haben wir recht schnell mitbekommen, ein großer Eisenbahn-Fan war. Vielleicht war genau das auch unser Glück, dass wir dadurch überall hineindurften. Es war nämlich nicht der Führer, der normalerweise für diese Sachen zuständig wäre. Der „richtige“ war im Urlaub und er hat praktisch die Vertretung übernommen. Die übliche Foto-Orgie wurde wieder vollzogen und wanderten danach ein paar Meter weiter nach hinten, denn dort stand ein Teil des Prototyps der alten Berliner S-Bahn.

Noch ein Protoyp

DR-Baureihe ET/ES/EB 165 (Berliner S-Bahn | [DE] Deutsches Verkehrsmuseum München | 26.04.2014Das Alter sah man diesem Triebwagen richtig an. Dafür erkannt man dort noch richtig, welche Technik dahintersteckte. Normalerweise sieht man von dem Prototypen der Berliner S-Bahn nur den Passagierraum. Weiter kommt man aufgrund der Absperrung nicht. Nur für uns galt das wieder nicht. Der Führerstand war richtig eng und sehr klein. Von bequem kann man da nicht sprechen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Eine Innenverkleidung suchte man hier auch vergebens. Der Geruch von Metall lag in der Luft. 1927 wurde die erste Testfahrt mit diesem Prototypen durchgeführt, erklärte uns unser Führer. Wobei ich sagen muss, dass diese alten Holzsitzbänke gar nicht mal so unbequem waren; für eine S-Bahn zu der Zeit. Zum Abschluss wieder das „übliche“: Fotos, Fotos, Fotos, …

Die Münchner U-Bahn

Münchner U-Bahn, MVG-Baureihe A | [DE] Deutsches Verkehrsmuseum München | 26.04.2014Unser letzter Stop war die alte Münchner U-Bahn, die zum Teil sogar noch heute im Einsatz ist. Auch von ihr sehen Besucher normalerweise nur die Passagieransicht und ein kleines Stück vom Führerstand durch den Mittelgang des Wagens. Vielleicht versteht man diese Euphorie nicht, wenn man sich mit der Materie vorher nicht beschäftigt hat oder generell kein bis wenig Interesse an solchen Dingen hat. Ich hätte nie gedacht, jemals noch in einem Führerstand solch alter Fahrzeuge zu stehen, geschweige denn in der ET 420. Man kann sich da ein wenig hineinversetzen, wenn diese Eindrücke zusammenkommen; wie das damals gewesen sein muss. Auch hier wurden logischerweise wieder einige Fotos gemacht. Da unser Führer um 14:00 Uhr einen Termin hatte, mussten wir uns schnell von ihm verabschieden. Etwas mehr als eineinhalb Stunden haben wir mit ihm die Führerstände angeschaut und einiges erklärt bekommen. War richtig toll. Auch, wenn er das hier vielleicht niemals lesen wird: Vielen Dank für die Besichtigungen! Sehr aufschlussreiche und interessante Gespräche!

Empfehlenswert!

Danach gingen wir das Museum nochmal von vorne bis hinten ab, denn wir sind bis eben je nur von einer Lok zur nächsten gegangen und haben die restlichen Exponate mehr oder weniger überflogen. So kam es, dass wir auch an der Pilatusbahn, einem Postwagenabteil der Deutschen Reichsbahn und den ersten Modellen von Speisewagen vorbeikamen. Alles in allem sehr interessant dort. Einen Besuch im Verkehrszentrum „Deutsches Museum“ kann ich nur jedem empfehlen, der sich für die Materie interessiert. Auch den S-Bahn-Simulator haben wir ausprobiert. Fand es aber fast ein wenig enttäuschend, als ich sah, dass da einfach nur ein Video abgespielt wurde. Wenn gebremst wird, verlangsamte sich die Abspielgeschwindigkeit, von Sicherungssystemen keine Spur. Naja, man kann nicht alles haben. Kurz nach 15:00 Uhr waren wir dann fertig und haben uns nach einem Gasthaus oder Biergarten umgesehen. So ein Tag macht schon hungrig.DB BR 411 ???-?, ICE-T | [DE] München Hbf | 26.04.2014

Ab nach Hause

Bevor dann der erste unserer kleinen Runde wieder nach Hause musste, haben wir uns noch ein wenig am Münchner Hauptbahnhof umgesehen. Wie ich ja eingangs schon erwähnt habe, kannte ich eine solche Wuselei und Vielfalt an Fahrzeugen noch nicht. Also schoss ich eine Menge Fotos, auch von der ein oder anderen Seltenheit, die ich so noch nie „in echt“ gesehen hatte. Wie bestellt schien dann auch noch die Sonne, so dass der Bahnhof in ein gold-gelbes Licht getaucht war. Um kurz nach 19:00 Uhr fuhr dann meine Regionalbahn vom Hauptbahnhof ab. Es war ein richtig toller Tag. Viele Eindrücke gesammelt. Weitere Bilder gibt es übrigens im Laufe der Zeit auf meiner Flickr-Seite zu sehen.
MERIDIAN ET 322 Salzburg Hbf | [DE] München Hbf | 26.04.2014