„Hast Du ein Postfach bei Google? Ja? Herzlichen Glückwunsch! Du wirst von Google gescroogeld! Aber hey, ich verrate Dir mal was: Wir, von Microsoft, sind viel besser als Google! Wir achten auf Deine Daten! Wir lesen Deine E-Mails nicht. Nein! Wir würden so was doch nie machen …“ – Wie Microsoft eine Kampagne gegen Google startet … mal wieder.

„Have you been Scroogled? Try Outlook.com for email that prioritizes your privacy.“ Das steht im title-Tag der Kampagnen-Website von Microsoft, die sich mal wieder gegen Google richtet. Kurz vor dem Release von Windows 8 am 26. Oktober 2012 wurde der E-Mail-Service von Microsoft, der übrigens schon einige Namensänderungen hinter sich hat, erneut umbenannt. Alle Benutzer bekamen damals mit der Zeit eine E-Mail, dass das Konto auf den neuen Dienst Outlook.com portiert werden kann. Die große Überraschung, die eigentlich keine war: Microsoft hat dort eine stark abgespeckte Outlook-Webumgebung im Windows 8-Design aufgezogen. Seit dem versucht das Unternehmen aus Redmond, möglichst viele Menschen auf Outlook.com zu locken.

Screenshot: Scroogled.com vom 07. Februar 2013

Scroogled.com vom 07. Februar 2013 (Screenshot: netzroot)

„Google liest Deine E-Mails!“

Nun hat Microsoft wieder eine … nennen wir es mal „Werbekampagne“ für Outlook.com gestartet. Dabei wird auch gleichzeitig Gmail von Google unter Beschuss genommen. Diese Kampagne ruft nämlich dazu auf, Gmail aufgrund der Spionage durch Google zu meiden und deshalb besser zu Microsoft’s Dienst zu wechseln. Hierfür hat sich das Unternehmen auch gleich einen passenden Namen ausgedacht: Google Scroogled seine Nutzer.

Moment mal, Google spioniert seine Nutzer aus? Okay, so neu ist diese Erkenntnis auch nicht. Es gibt allerdings schon seit einigen Jahren eine große Diskussion über den Algorithmus von Google, den jede E-Mail bei Gmail über sich ergehen lassen muss. Dabei wird nach bestimmten Schlüsselwörtern im Mail-Text gesucht und dazu dann passende Werbung eingeblendet. Aufgrund dieses „Scans“ der E-Mail wird Google vorgeworfen, alle Gmail-E-Mails „mitzulesen“. Microsoft gibt dieser Diskussion mit der Kampagne nun frischen Wind. Zudem wurde auch gleich eine Petition auf thepetitionsite.com gestartet, um Google dazu zu bewegen, die „Scans“ abzustellen.

 „Wir machen so was nicht!“

Unbedarfte Besucher von Scroogled dürften ein wenig verängstigt werden, weil die Seite vorwiegend in knalligem Rot gehalten ist. Es dürfte klar sein, dass gerade diese Personen schnell und leicht auf Microsoft „reinfallen“ und wechseln. Um dem Ganzen noch ein Krönchen aufzusetzen, verweist Microsoft auch noch auf Google Shopping, in dem nur Ergebnisse aufgelistet werden sollen, für die das Unternehmen bezahlt werde. Noch ein Grund, warum man zu Outlook.com und Bing wechseln sollte. Ich habe bisher nur dieses (1:21 Minuten) und dieses (0:30 Minuten)Werbevideo zu Scroogled auf YouTube gefunden. Interessanterweise ist auf Microsoft’s offiziellem YouTube-Kanal kein Verweis auf diese Aktion bzw. dieses Video zu sehen. Die Website Scroogeld.com ist übrigens nicht Neu. Es gibt sie schon seit längerem und wurde früher hauptsächlich für Bing.com eingesetzt.

Ob sich Microsoft mit dieser Kampagne gegen Google nicht wieder ein Eigentor schießt, bleibt abzuwarten. Schließlich ging der vor vielen Wochen gestartete #DroidRage gehörig nach hinten los. Er endete nämlich in einem #WindowsRage. Eigentor für Microsoft.

Ich persönlich finde die Aktion fast schon erbärmlich. Man wettert gegen andere, um für die eigenen Produkte mehr Kunden zu gewinnen. Seriöse Unternehmen hätten im Fall von Scroogled eine größere Angst vor Imageschaden – Microsoft juckt es anscheinend gar nicht. Naja, wie erwähnt, man möge sich an #DroidRage erinnern ;-). Bei mir hat Google vor allem aufgrund der Spam-Bekämpfung einen ordentlichen Pluspunkt. Ich möchte nicht lügen, aber ich kann mich an keinen Fall erinnern, bei dem ich über Gmail Spam-Mails bekommen habe. Auch E-Mails gingen bisher noch nie verloren (glaube ich zumindest). Was den Service angeht kann man Google nichts vormachen. Bei Outlook.com protestiere ich allein schon wegen der Benutzerfreundlichkeit. Vermutlich wurde hier eine Zielgruppe über 60 angepeilt … bei den großen Dingern …

Falls Ihr noch ein paar Hinweise oder Ergänzungen zu Scroogled habt, schreibt es mir doch bitte in die Kommentare. So was muss einfach dokumentiert werden ;-). Danke für’s Lesen!