Noch nie habe ich den Wecker (aka Handy) so sehr gehasst wie an diesem Morgen. Immer noch erschöpft und mit leichtem Muskelkater in den Oberschenkeln raffte ich mich auf. Es war acht Uhr. Heute stand eine kürzere Etappe auf der Tagesordnung. Gut 50 Kilometer wollten wir bis zum Campingplatz in Lechbruck am See zurücklegen. Nach dem Frühstück, was bei mir wieder aus Brötchen mit Marmelade bestand, machte ich mich in den großzügigen Sanitäranlagen des Campingplatzes frisch. Das Zelt war rasch abgebaut. Während dessen trafen wir (eher passiv) eine Familie, die – wie sich später noch herausstellte – ebenfalls die Via Claudia Augusta fuhr. Die fünfköpfige Truppe hatte auch die Nacht in Landsberg am Lech verbracht und fuhr gut eine halbe Stunde vor uns ab. Unsere Zeltnachbarn, ein Ehepaar, dass ebenfalls die alte Römerstraße bis nach Venedig fuhr, war auch schneller als wir auf dem Weg in Richtung Süden. Gegen 10:30 Uhr konnten nun auch wir uns endlich auf den Weg machen und den Campingplatz verlassen.

Hügelige Landschaft

Es war ein anstrengender und heißer Montag. Die Sonne knallte hinunter, was vor allem Thorsten zu schaffen machte. Ich kam da überraschenderweise gut zurecht. Die ersten zehn Kilometer gehörten mit zu den Fordernsten des Tages. Es wurde klar, dass wir uns im Voralpenland befanden. Immer wieder hoch und runter nach einem 100 Kilometertag ist da kein Spaß. Das schleppte sich bis in den frühen Nachmittag hinein. Kurz vor Epfach machten wir ein paar Minuten an einem restaurierten Römerweg der Via Claudia halt. Erstaunlich, wie komplex, aber doch wieder einfach die Straßen damals gebaut wurden, um dem damaligen „Verkehrsaufkommen“ stand zu halten.

via claudia augusta tag 2

So sah die alte Römerstraße der Via Claudia Augusta früher aus.

Weiter ging es bis nach Hohenfurch, wo uns von einer Passantin ein Supermarkt in Aussicht gestellt worden war. Der einzige Bäcker auf unserer bisherigen Strecke hatte dummerweise Montags seinen Ruhetag (was für den Kölner schlicht nicht nachvollziehbar war 😉 ). Man kann sich vorstellen, wie wir uns nach etwas Essbarem sehnten – wir hatten seit heute Morgen nichts mehr gegessen. Doch der Weg dahin erschien endlos. Um es kurz zu machen: Wir waren beide heilfroh, als wir gegen 14:30 Uhr in Hohenfurch beim Supermarkt standen. Da wurde erst einmal eingekauft und unter einem schattigen Plätzchen pausiert.

Hügeliger Weg nach Lechbruck

Auf und nieder, immer wieder… – mit dem Bimmeln der Kuhglocken.

Schöne Landschaft

Nach gut einer Stunde machten wir uns wieder auf den Weg. Unser Ziel war nicht mehr ganz so weit entfernt und der Weg dahin glücklicherweise nicht mehr all zu hügelig wie bisher. Die Alpen waren bereits am Horizont sichtbar und der Weg schlängelte sich durch den Wald. Ab und zu bimmelte es immer wieder über die Wiesen. Urheber dessen waren die grasenden Kühe, die ihre (für die Gegend bekannten) Almglocken trugen. Zum Ende der Etappe ging es nochmal bergab. Noch immer führte der Weg am Lech entlang Richtung Süden. Die Anzahl der Stauwehre häufte sich, je weiter wir fuhren. Die nahen Berge und der große, blaue Lech boten eine tolle Kulisse.

Camping am See

Schließlich kamen wir beim Campingplatz Via Claudia an. Preislich ist er zwar schon in der gehobeneren Klasse, bietet aber top Plätze und einwandfreie Sanitäranlagen an. Für Zelte gibt es drei verschiedene Wiesen, die man sich je nach Belieben aussuchen kann. Leider sind keine ausreichenden Sitzmöglichkeiten vorhanden. So hatten wir auf unserer Zeltwiese nur eine Tischbank. Nachmittags waren nur wir, eine französische und eine tschechische Familie auf dem Platz. Am nächsten Morgen war eine Jugendgruppe aus dem Osnabrücker Raum zugegen. Man kann sich denken, dass das schattige Plätzchen ein begehrter Ort war. Als Camper mit Zelt ohne anständige Sitzmöglichkeit hat man da einen klaren Nachteil. Mir schliefen regelmäßig die Beine ein, als ich im Schneidersitz vor meinem kleinen Haus saß. Bei meiner nächsten Tour muss ich mir da was überlegen.

Fast allein auf dem Campingplatz

Fast ganz allein auf der Zeltwiese vom Campingplatz in Lechbruck am See.

Der Campingplatz war etwas abseits des Ortes. Wir waren auch an diesem Abend erschöpft und hatten wenig Lust uns etwas zu kochen. Wie gut, dass der Platz ein eigenes Restaurant hatte.

Ein bayerischer Wurstsalat

Brotzeit is‘. Ein bayerischer Wurstsalat.

Geöffnet war bis 22:00 Uhr, die warme Küche machte allerdings schon um 21:00 Uhr zu, was bei einigen Gästen, die ebenfalls das Restaurant aufsuchten, auf eine gewisse Unverständnis traf. Ich für meinen Teil konnte wegen der Anstrengung nur wenig essen. Wenn es zu viel wird, ändert sich die Richtung der Einbahnstraße meiner Speiseröhre und das wollte ich verhindern. Deswegen wurde es „nur“ etwas kleines, was aber auch lecker war: Ein bayerischer Wurstsalat.

Gegen 22:00 Uhr zog dann doch noch ein Gewitter auf, dass sich seit dem Abend mit dunklen Wolken über den Alpen angekündigt hatte. Fast die ganze Nacht regnete es durch. Ich verbuchte das prasseln der Regentropfen auf die Außenhaut meines Zeltes als meditative Geräuschkulisse – perfekt zum Einschlafen.

Nochmal testweise: