„Weißt Du, was ich diesen Sommer vorhabe?“ Mit dieser Frage begann alles. Sie stammte nicht von mir, sondern von Thorsten. Er wollte diesen Sommer eine Fahrradtour an die Atlantikküste von Frankreich machen. Ich selbst habe zwar auch schon Fahrradtouren hinter mir, allerdings begrenzten die sich alle auf einen Tag. Eine Tour über mehrere Tage war für mich absolut neu. Nach einigen langen Nächten in Discord, in denen wir über die Tour und Alternativziele diskutiert hatten, beschloss ich, ihn bei seinem Wagnis zu begleiten. Allerdings habe ich ihm sein über 1.000 Kilometer entferntes Ziel, das er in etwa drei Wochen erreichen wollte, ausgeredet. Wobei ich hier anmerken muss, dass ich nur unter der Bedingung mitgefahren bin, wenn wir (zumindest dieses Mal) nicht nach Frankreich fahren würden. Daher war das neue „Ziel“ die Via Claudia Augusta. Eine anspruchsvolle alte Römerstraße, die von der Donau über die Alpen an die Adria führt.

Nach Wochen der Vorbereitung rückte der „Tag der Abreise“ immer näher. Wobei der Tag für mich eher mit einer kleinen Anreise von einigen Kilometern verbunden war. Donauwörth, der offizielle Start- bzw. Endpunkt der Route, ist nicht all zu weit von meinem Wohnort entfernt. Thorsten, der aus Köln kommt, hatte da schon eine etwas weitere Anreise. Mein Fahrrad, das voll bepackt mit insgesamt vier Taschen war, wog gut und gerne 30 bis 40 Kilo. Ungewohnt, das erste Mal mit so viel Zusatzgewicht zu fahren. Abends gegen 20 Uhr kam Thorsten am Bahnhof von Donauwörth an. Gemeinsam fuhren wir zum Kanu-Club Donauwörth, dem ersten Campingplatz auf unserer Reise.

Die Dunkelheit ließ nicht lange auf sich warten. An diesem Abend fand das Sommernachtsfest vom Kanu-Club statt. Bis spät in die Nacht war Musik angesagt. Nach dem Aufbau der Zelte kochten wir uns zum Abschluss des Tages noch einen Tee, immerhin sollte es eine relativ kühle Nacht werden. Morgen würde die erste, große Etappe anstehen. Bilder gibt es heute keine mehr – es war schlicht zu dunkel, als ich daran gedacht hatte, welche zu machen.

Mein voll bepacktes Fahrrad für die Reise auf der Via Claudia Augusta.

Mein voll bepacktes Fahrrad für die Reise auf der Via Claudia Augusta.

Was das Gepäck angeht, so hatte ich zwei Garnituren Funktionswäsche, ein paar Socken, Unterwäsche, einen Pulli, eine Jeans sowie ein einfaches T-Shirt und eine einfache kurze Hose mit dabei. Rückblickend hätte ich den Pulli und die Jeans zu Hause gelassen. Gerade in Österreich kann es allerdings auf gut 1.000 Metern Höhe Nachts doch noch recht frisch werden, was auch meine ursprüngliche Intention war, etwas Dickeres und Langes mitzunehmen. Der Schlafsack hat aber gut gewärmt, sodass ich die beiden Sachen auf meiner gesamten Reise eigentlich nie gebracht habe. Dann wäre da noch das übliche: Schlafsack, Isomatte, kleines Kissen, Kulturbeutel mit Waschzeug usw., ein kleines und ein großes Handtuch, den Trangia, ein Fertiggericht für „Notfälle am Abend“ und noch ein paar andere Dinge wie AntiBrumm, Magnesium, … . Vielleicht schreibe ich im Laufe der Zeit nochmal eine Liste mit allen Dingen, die ich dabei hatte.

Wie auch immer. Tag 0 war relativ schnell vorbei. Am nächsten Morgen sollte es nun wirklich los gehen – auf der Via Claudia Augusta.