Internet. Ein Wort mit einer großen Bedeutung. In Flugzeugen ist ein Internetanschluss inzwischen schon Standard, in (Fern)Bussen wird das Angebot auch immer größer. Nur die Bahn ist momentan noch so ein kleines Sorgenkind. Es wird angekündigt, getestet, aber irgendwie klappt es dann doch nicht so. Immerhin: ICE-Reisende der ersten Klasse können seit Dezember 2014 ins Internet, die zweite Klasse sollte dieses Jahr folgen. Wo ist denn da eigentlich der Wurm drin?

Problematik Netzabdeckung

Das größte Problem für die Bahn ist – neben der Geschwindigkeit – die Netzabdeckung. Momentan können die Züge nämlich nur das Netz der Telekom nutzen. Daher wird momentan alles daran gesetzt, dass auch Netze von anderen Mobilfunkanbietern genutzt werden können. Das würde die Bandbreite deutlich erhöhen und auch Verbindungsabbrüche aufgrund fehlender Konnektivität verhinden. Laut Bahn-Vorstand Berthold Huber fallen momentan um die 10 MBit/s an. Wenn die Netze der anderen Anbieter genutzt werden könnten, wäre ein Durchsatz von 60 MegaBit pro Sekunde möglich.

Keine Flatrate-Verhältnisse

Eine „Allround-Lösung“ sind die Netze weiterer Mobilfunkanbieter allerdings auch nicht. Eine Flatrate wäre für die Reisenden nicht drin. Streaming von Filmen oder anderweitige Aktivitäten, die viel Bandbreite benötigen, würden andere Fahrgäste benachteiligen. Immerhin sollen alle etwas davon haben. Die Bahn sieht im Ausbau der Internetverfügbarkeit in den Zügen einen Service- und Qualitätsfaktor. Wie eingans schon erwähnt, steht das Beförderungsmittel auf Schienen im Vergleich zu Luft und Straße nicht unbedingt gut dar, wenn es um die Frage nach einer Internetverbindung geht.

Internet im Zug

Bis die anderen Mobilfunknetze verfügbar sind, muss die Bahn mit dem der Telekom auskommen. Im November 2015 testete die DB in einem Interregio Express von Berlin nach Hamburg die Internetverfügbarkeit und versorgte die Reisenden des Zuges mit kostenlosem WLAN – soweit es möglich war. Ein Résumé, eine Bekanntmachungen oder gar ein Fazit dieses Tests fehlen bis heute. Immerhin sollte dieser Test auch für Regionalbahnen eine mögliche Nachrüstung bescheinigen können – die ja meistens langsamer als ICs, ICEs oder IREs unterwegs sind. Doch momentan sieht es eher so aus, als würde das dieses Jahr nichts mehr werden. Schließlich wäre heuer die zweite Klasse von ICEs mit der Internetversorgung dran gewesen

Bahn verschiebt, Politik mahnt

Berthold Huber, der Bahnvorstand, „korrigierte“ nun seine letztjährig getroffene Ankündigung. Nicht dieses Jahr, dafür aber nächstes Jahr stünde allen ICE-Reisenden WLAN zur Verfügung. 2016 bräuchte der Konzern für die Um- bzw. Aufrüstung der Fahrzeuge Zeit. Ob das allerdings alles in einem Jahr zu bewerkstelligen sei, wollte er nicht versprechen. Es könne sein, dass auch 2017 noch ein paar Wagen ohne WLAN unterwegs sein werden.

Höchste Zeit, dass sich auch die Politik in die Sache einmischt. Verkehrsminister Alexander Dobrindt will eine Verschiebung der WLAN-Verfügbarkeit aufgrund von fehlender Zeit nicht akzeptieren. Er ermahnte den Konzern und riet, dass die Bahn voll und ganz hinter dem Ziel stehen solle, die Digitalisierung mit aller Kraft voranzutreiben. Über diese Äußerung des Herrn Dobrindt kann man zweigeteilter Meinung sein, er ist allerdings nicht der Einzige aus Politikerkreisen mit „Beschwerden“ über die Bahn.

Matthias Gastel ist Grünen-Politiker und hat auf seiner Website über die Erlebnisse mit der Bahn berichtet. Er kritisiert, dass die Bahn seit Jahren mit Hotspots in ICEs werbe, aber in Wahrheit nie richtig funktioniere. Wenn denn einmal WLAN verfügbar sei, würde es lange dauern, bis eine Verbindung aufgebaut werde, die dann wiederum instabil und sehr langsam sei. Gastel moniert damit ein weiteres großes Problem an, das eingangs schon angeschnitten wurde: Die Geschwindigkeit der Züge.

Problematik Geschwindigkeit

Der Mobilfunk wird über Funkmasten verteilt. Diese haben in der Regel eine Reichweite von fünf bis acht Kilometer, je nachdem, wie stark das Signal ausgestrahlt wird. Wenn ein ICE auf einer der neuen Schnellfahrstrecken mit 300 Stundenkilometer unterwegs ist, kann nachvollzogen werden, dass es nie lange bei einem Funkmast bleibt. Aufgrund der Geschwindigkeit wird in kürzester Zeit von einem Masten auf den anderen gewechselt. Neben den zusätzlich dämpfenden Verkleidungen der Züge ist eine langfristige, störungs- und unterbrechungsfreie Verbindung eher selten bis schwierig umzusetzen. Tunnel sind auch ein Problemfaktor. Dort müssten Antennen verbaut werden, die das Signal auch in der Röhre an den Zug weitergeben können.

Nachgedacht…

Alles in allem ist es nicht so einfach, eine konstante Verbindung in Zügen anzubieten. Auch wenn es für Laien nicht sofort zu erkennen ist, steckt doch eine komplexe Technik dahinter. Aber warum hält man überhaupt am Mobilfunk fest? Warum macht man es nicht einfach wie in der Luftfahrt? Dort wird über Satelliten eine Verbindung zur großen weiten Welt aufgebaut. Vielleicht gibt es aber auch dort wieder andere Probleme, die es am Ende auf einer Stufe mit dem Mobilfunk stehen lässt. Eines ist jedenfalls sicher: Die Bahn, die Politik und auch die Fahrgäste werden noch lange nicht mit diesem Thema am Ende sein. Zudem Herr Dobrindt ja auch die Regional- und S-Bahnzüge mit Internet versorgen will – wobei da vermutlich weniger das Problem sein wird, wenn es ersteinmal in den schnellen Zügen funktioniert.

Hinweis: Diesen Report/Kommentar habe ich im Februar 2016 für eine Eisenbahnseite geschrieben.