Ein schöner Sommertag, Du bist gerade vier Jahre alt und spielst im Plantschbecken. Später wird man sich daran oder an Details vielleicht nicht mehr erinnern, aber die Eltern haben mit ihrem Smartphone einige Momente festgehalten. Schön, wenn es solche Erinnerungen gibt. Ein paar Tage später, Du sitzt auf dem Töpfchen und machst Dein Geschäft. Die Eltern machen auch hier einen Schnappschuss. Auch das kann in ein paar Jahren noch schöne Erinnerungen wachrufen. Man kann sich jetzt noch viele weitere Szenarien vorstellen, in denen Schnappschüsse gemacht wurden. Später dankt man es seinen Eltern – wenn die nicht zu weit gehen.

Süße Babyfotos

Seit einiger Zeit merkt man bereits, dass immer mehr Eltern Bilder von ihren unmündigen Sprösslingen ins Netz stellen. Meiner Meinung nach ein Unding. Kommt das Kind vom obigen Beispiel in die Pubertät, setzt auch langsam das Verständnis für viele Dinge im Leben ein (naja, beim Großteil zumindest 🙂 ). Dabei befasst man sich dann auch mal mit Facebook. Wenn man dann mit Schrecken feststellt, dass die Eltern über 500 Fotos von ihrem Kind, teils auch in sehr privaten Situationen, hochgeladen haben, kann ich mir gut vorstellen, was da in einem abgeht. Stell Dir vor, Du findest ein Foto von Dir, dass Dich im Alter von sechs Jahren zeigt, wie Du gerade nackt in der Badewanne stehst oder wie Du damals mit drei Jahren auf dem Töpfchen warst. Tolle Vorstellung, oder? Und das auf Facebook.

Nun sollte man annehmen, dass erwachsene Menschen sich auch wie Erwachsene verhalten. Mein obiger Zusatz in Klammern, als ich die (geistige) Reife angesprochen habe, steht nicht umsonst da. Als Kind hat man wenig Chancen, sich gegen tatsächlich fragwürdige Entscheidungen oder Taten der Eltern zu wehren, gerade was Facebook angeht. Die Religion kann man relativ früh wechseln oder komplett verlassen, beschämende Fotos von sich selbst auf Facebook endgültig zu löschen wird da ein Ding der Unmöglichkeit. Gibt es nicht? Denkste!

Wehren erst ab 18 Jahre

In Österreich, genauer gesagt in Klagenfurt, gibt es aktuell genau einen solchen Fall. Die Eltern luden in der Vergangenheit über 500 Fotos der damals noch minderjährigen Tochter Anna auf Facebook hoch. Da waren eben auch diverse intime Fotos dabei. Der Clou an der Sache: Die Eltern weigern sich, die Fotos von Facebook nach wiederholten Bitten der Tochter runter zu nehmen. Anna sei „ihr Kind“ und außerdem werden die Fotos doch „nur“ im engen, 700 Personen großen Freundeskreis verteilt. Anna wurde vor Kurzem 18 Jahre alt und greift jetzt zu härteren Mitteln: Sie verklagt ihre Eltern wegen dem Verstoß gegen das Datenschutzrecht.

Eigentlich ist es traurig, wenn man zu solchen Mitteln greifen muss, aber wenn man solche sturen, uneinsichtigen und ignoranten Eltern (in diesem Zusammenhang) hat, ist es wohl die einzige Möglichkeit, die einem bleibt. Aber was bringt es? Die Fotos sind schon im Internet. Lediglich Schadensbegrenzung kann man jetzt noch betreiben. Ich hoffe, Anna hat Erfolg bei Ihrer Klage – und kann ein klares Zeichen setzen; auch für andere Eltern. Bereits letztes Jahr hatte übrigens die Polizei Hagen öffentlich davor gewarnt und gleichzeitig an Eltern appelliert, keine Kinderfotos auf Facebook oder anderweitige soziale Netzwerke hochzuladen.